Gemeinsam Grenzen überwinden durch Design

 

In einer Zeit, in der das Trennende stärker spürbar ist als das Einende, wächst unser Bedürfnis nach Miteinander. Lasst uns gemeinsam erkunden, wie Offenheit, Neugier und Kooperation durch Design Lösungen schaffen können, die unsere Lebenswelt verbessern. Seid bei der mcbw 2025 unter dem Motto „How to design a vibrant community“ mit dabei und gestaltet mit uns die Zukunft!

 

 

Indem wir die Welt wahrnehmen, ordnen wir sie. Das geschieht alltäglich, ohne dass es uns besonders bewusst wäre: Wir differenzieren, trennen, sortieren. Und jede Unterscheidung wertet: zwischen gut und schlecht, richtig und falsch, angenehm und unangenehm. Auf diese Weise entwickelt sich unsere Identität und Persönlichkeit. Denn in der permanenten Auseinandersetzung unseres Innen mit dem Außen entscheidet sich fortlaufend, was zu uns gehören soll und was wir ausgrenzen (beispielsweise Meinungen, Eigenschaften, Wertvorstellungen) – jedes „Ja“ impliziert immer auch ein „Nein“. So entstehen durch alltägliches Abgrenzen und Identifizieren Weltbilder und Identitäten: nicht nur persönlich und individuell, sondern auch in Bezug auf Gruppen, Organisationen, Gesellschaften. Dass diese Unterscheidungen selten eindeutig sind, liegt angesichts der Komplexität unserer Lebenswelten auf der Hand.

Egal wohin wir zurzeit blicken, erleben wir die Kraft des Trennenden stärker als die des Einenden. Dabei lehren uns die aktuellen Erfahrungen, dass die individuellen Wertvorstellungen genauso auseinanderdriften wie auf Ebene von Gruppen, Gesellschaften und politischen Systemen. Der sogenannte Gender Shift und die Ausdifferenzierung der tradierten Rollenmuster auch im Zuge der nachfolgenden Generationen spiegeln beispielhaft wider, wie sich nicht nur die persönlichen Lebenswelten, sondern auch Arbeitswelten und Sozialgefüge in kurzer Zeit massiv transformieren. Zugleich ist der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden.

Es wird also gerade immer wichtiger, unsere häufig unbewussten Grenzziehungen zu überprüfen: Dazu braucht es Neugier und Offenheit. Im Alltag agieren wir jedoch meist in Opposition: Denn das Trennende stärkt immer auch das eigene Bejahte, das Prinzip der Konkurrenz hat im kollektiven Erfahrungsraum eine längere Erfolgsgeschichte als die Idee des Vermittelns und Kooperierens. Genau darin wiederum liegen die Chance und die Kunst des Gestaltens, das nur dann Kerndisziplin eines sinnstiftenden Zukunftshandelns wird, wenn in ihrem Fokus Menschlichkeit und Gemeinsinn stehen.

 

 

Opening Minds: design awakens curiosity

Der Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein erklärte den Grund für seinen Erfolg einmal so: „Ich habe keine speziellen Talente, ich bin nur leidenschaftlich neugierig.“ Der Funke der Neugier entzündete vor ungefähr 2,5 Millionen Jahren erstmals den „Dreiklang der Neugier“, mit dem sie bis heute beginnt: Was? Wie? Warum? Diese drei Fragen waren der Treiber hinter der Entdeckung des Feuers, aber auch hinter der Entwicklung der Fähigkeit zur Kooperation oder der Relativitätstheorie. Eine kreative Leistung war die Entdeckung des Feuermachens und -beherrschens nur in zweiter Linie: Es überhaupt zu versuchen, war das Ergebnis menschlicher Neugier. Kreativität ist also eine Funktion der Neugier.

Wie können wir als Menschen, Gemeinschaften und Gesellschaften unser Verhalten so verändern, dass unser großer Einfluss auf die Erde sich zum Nachhaltigen hin entwickelt? Wie können wir unsere Denkweisen in die entsprechende Richtung beeinflussen, wie können wir ein „Lernen“ auslösen? Die Antwort ist: Um Kreativität anzutriggern, brauchen wir Design. Kommunikation, die zum Auseinandersetzen einlädt; Büroumfelder, die den Austausch fördern; Gadgets, die uns Hintergrundinformationen zu anderen Produkten eröffnen; Apps, die unsere alltäglichen Routinen beeinflussen; etc. Die Art und Weise, wie wir mit etwas interagieren, wird dadurch bestimmt, wie das Gehirn auf Reize reagiert. Und der Verstand der Menschen ist nur so gut wie die Reize, denen er durch gestaltete Inhalte, Produkte, Tools, Prozesse, Räume und Umfelder ausgesetzt ist. Unsere modernen Lebens- und Arbeitswelten sind komplex und voller Widersprüchlichkeiten, mit reinen Ja-Nein-Prinzipien lassen sie sich nicht in den Griff kriegen. Design ist immer auch Prozess: Es hinterfragt Gegebenes und findet und öffnet so Türen, wo vorher keine waren. Indem Design spielerisch Verknüpfungen schafft, die vorher niemand gesehen hat, vertieft es das Verständnis. Weil Design nicht nur per se neugierig ist, sondern bei uns Menschen auch die Neugier weckt.

Shaping Togetherness: design makes people cooperate

Jane Goodall, UN- Friedensbotschafterin und Ehrenratsmitglied des World Future Council, ist sich sicher: „Veränderungen sind möglich, wenn Menschen zuhören und in den Dialog treten. Deshalb ist es so wichtig, immer wieder über Lösungen zu sprechen.“ Sprache als Werkzeug kollaborativen Mitwirkens und kultureller Identitätsstiftung: Überall auf der Welt bilden sich Gemeinschaften und Kollektive heraus, die modernen Stammeskulturen ähneln – erweitert um die Dimension digitaler Vernetzung. Dieses Konzept der sogenannten Neo-Tribes entstammt der Soziologie und fungiert immer häufiger als Sammelbegriff für die vielen großen und kleinen Gruppen einer neuen Wir-Kultur, denen allen eine wertebasierte Übereinstimmung als verbindendes, identifikationsstiftendes Momentum gemeinsam ist.

Täglich erleben wir, dass in vielen Bereichen – wie Mobilität, Kommunikation und Lebenswelten – verschiedene Gruppen von Menschen zunehmend das Gefühl haben, sich von den angebotenen Lösungen genauso zu entfernen wie voneinander. Diese Distanz führt dazu, dass sie es zunehmend als schwieriger empfinden, sich mit den Lösungen zu identifizieren oder an Entscheidungsprozessen teilzunehmen. Wie können wir sicherstellen, dass die Menschen sich besser abgeholt fühlen, aktiver einbringen und übergreifender zusammenwirken? Wie können wir Akteur:innen, Disziplinen, Arbeits- und Lebensbereiche selbstverständlicher untereinander verknüpfen? Die Antwort lautet: Design kann hier als visuell wirkendes Werkzeug oft noch niederschwelliger sein als die gesprochene Sprache, wenn es um das Einbinden verschiedener Interessensgruppen in ein Gemeinschaftsprojekt oder die Entwicklung und Pflege (sub)kultureller Identitäten geht. Ob Innovationsmanagement, Stadtquartiere oder Citizen Science: Stets geht es darum, Involvierung zu gestalten – was mit der Kraft und Denkweise von Design besser gelingen kann. Weil auf diese Weise nicht nur Objekte und Umwelten, sondern eben auch Kommunikation und Beziehungen gestaltet werden. So lassen sich auch gesellschaftliche Zustände durch Gestaltung tatsächlich verbessern: Design ist ein Prozess, der niemals linear verläuft, sondern zick und zack, auf und ab, kreuz und quer. Indem Design Grenzen durchlässig macht und überschreitet, wirkt es integrativ.

Inspiring Empathy: design points out the human factor

Ob Pflege, medizinische Geräte oder OP-Techniken, ob Fashion-Beratung oder Shopping, ob Reiseempfehlung, Dating oder Bewerbungsgespräch: Technik und Lebenswelten verschmelzen allmählich und bisweilen kaum merklich. Eine besondere Rolle spielt dabei immer mehr die KI, was die Frage nach dem menschlichen Faktor dringlicher macht. Die Wirtschaftsinformatikerin Prof. Dr. Sarah Spiekermann hat dazu eine klare Meinung: „Überall dort, wo eine hohe emotionale Intelligenz gefordert ist, um zu verstehen, was wirklich passiert, ist eigentlich der Einsatz von KI nicht empfehlenswert.“ Dies betrifft zum Beispiel die qualitative Auswahl von Personal, Manuskripten, Entwürfen und Urteilen. Vielmehr sollte KI zu mehr Empowerment beitragen.

Das Leben und Arbeiten in technosozialen Umfeldern und Systemen bietet unzählige Möglichkeiten, stellt uns aber auch vor vielfältige Herausforderungen. Wie können wir angesichts Technisierung, Automatisierung und Virtualisierung den Fokus auf das Menschliche nicht nur bewahren, sondern schärfen? Wie können wir als Individuen unsere spezifischen Potenziale stärken und gewinnbringend in Anschlag bringen? Die Antwort: Wir müssen Technologie als integralen Bestandteil unseres Lebens annehmen und den Wandel bewusst und aktiv so gestalten, dass der Faktor Mensch den richtigen Stellenwert erhält. Überall, wo uns technische Lösungen helfen, Arbeitskraft effizienter zu nutzen oder aufgrund eines erweiterten Wissens die besseren Entscheidungen zu treffen, sind sie an der richtigen Stelle eingesetzt. So kann KI große Datenmengen schnell und präzise analysieren und beispielsweise in Krankenakten frühzeitig Muster und Gefahrenpunkte identifizieren. Sie kann auch Therapieempfehlungen ableiten, Entscheidungen und Behandlungen aber sind in persönlichen Händen besser aufgehoben: Wir Menschen brauchen ein empathisches Gegenüber und Vertrauen, um gesunden zu können. Letztlich muss es also immer darum gehen, mehr Raum für kreative Potenziale und menschliche Auseinandersetzung zu schaffen. Design und Designdenken helfen uns dabei, indem sie Technologien verstehbar, bedienbar und anwendungsattraktiv machen. Vor allem aber heben sie das Menschliche an sich hervor, machen es sichtbar und helfen uns so, unsere kreative Intelligenz und unsere Empathie in den Mittelpunkt zu rücken.

How to design a vibrant community

Laut amerikanischem Nobelpreisträger und Kognitionswissenschaftler Herbert Simon[1] steht der Akt des Designs für Absicht und Veränderung (The Sciences of the Artificial, 1969) – stets mit dem Ziel der nachhaltigen Verbesserung des bestehenden Zustands. Design wirkt, es ist ein unverzichtbares Werkzeug zur Überwindung von Grenzen und leistet damit einen essenziellen Beitrag angesichts der drängenden Fragen unserer Zeit. Weil es sich die Freiheit nimmt und die Methodik beherrscht, alles zu hinterfragen, neu zu denken und so im besten Fall zu Lösungen führt, die unsere Lebenswelt verbessern. Mit Offenheit und Neugier, Vermittlung und Kooperation, Menschlichkeit und Gemeinsinn. Opening Minds, Shaping Togetherness, Inspiring Empathy: Nur mit- und füreinander können wir die anstehenden komplexen Herausforderungen durchdringen und meistern. Genau dem widmet sich die mcbw 2025 unter dem Motto: how to design a vibrant community.

 


[1] Herbert A. Simon (1916-2001), US-amerikanischer Sozialwissenschaftler und Nobelpreisträger, interessierte sich besonders für Entscheidungsfindungsprozesse sowie Problemlösungsstrategien. Er gilt als einer der Gründungsväter der künstlichen Intelligenz und als erster, der die Bedeutung von Design als Denkweise betonte. Er warnte früh vor dem Klimawandel und den entsprechenden Implikationen für Gesellschaft und Politik.

#designconnects

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